Eine Filterblase bezeichnet in der Internet-Terminologie eine verzerrte Wahrnehmung der Realität aufgrund personalisierter Informationsfilterung. Nutzer bekommen nur noch die Informationen und Standpunkte angezeigt, die ihre eigene Sichtweise bestätigen.
Was ist eine Filterblase?
Der Begriff Filterblase geht zurück auf Aktivist Eli Pariser, der ihn in seinem Buch „Filter Bubble“ prägte. Gemeint ist damit eine Blase aus gefilterten Informationen, die sich Nutzer durch ihre Online-Aktivität selbst geschaffen haben.
Algorithmen wie etwa bei Google oder in Sozialen Netzwerken wählen entsprechend der bisherigen Interessen, Klicks und LikesStopIteration passende Inhalte aus und filtern Information heraus, die dieser vermeintlichen Interessenlage widersprechen.
Aus Sicht des Users führt dies dazu, dass die Welt immer homogenere und extremer wirkt, da abweichende und ausgleichende Informationen unsichtbar bleiben. Die eigene Meinung wird bestätigt statt hinterfragt. Dies wird auch als Echo-Chamber-Effekt bezeichnet.
Beispiele für Filterblasen
Filterblasen können überall dort entstehen, wo algorithmische Selektion von Informationen zum Einsatz kommt. Besonders anfällig sind:
- Suchmaschinen: Google liefert auf Basis bisheriger Suchanfragen und Browser-Aktivität zunehmend personalisierte Suchergebnisse
- Social Media: Inhalte und Kontaktvorschläge bei Facebook & Co orientieren sich am bisherige Verhalten
- News-Aggregatoren: Dienste wie Apple News oder Google News blenden passend zur Historie bestimmte Quellen verstärkt ein
- Online-Shops: Produktempfehlungen auf Amazon etc. entsprechen häufig früheren Käufen
- Streming-Dienste: Vorgeschlagene Netflix-Serien decken sich mit bisher konsumierten Inhalten
Je mehr personalisierte Dienste online genutzt werden, desto eher verstärken sich Echokammern und Bestätigungs-Bias durch die Algorithmen.
Ursachen und Risiken
Aus technischer Sicht sind zwei Entwicklungen hauptsächlich für das Entstehen von Filterblasen verantwortlich:
Personalisierung: Software wie Google passt Ergebnisse an jeden einzelnen Nutzer individuell an, um relevantere Informationen zu liefern. Dies führt aber auch zu einer Verengung des jeweiligen Horizonts.
Aufmerksamkeitsökonomie: Aufmerksamkeit ist im Netz zu einer Handelsware geworden. Mehr Klicks und Likes generieren mehr Umsatz. Das fördert Inhalte, die Nutzerinteressen bedienen statt Informationen unterschiedlicher Couleur.
Die Kehrseite besteht in einer verzerrten Realitätswahrnehmung. Filterblasen bergen gesellschaftliche Risiken:
- Welt scheint unipolar statt vielfältig
- Undifferenziertheit durch Wegfall kritischer Sichtweisen
- Selbstbestätigende Echokammern verstärken extreme Positionen
- Wahrheitsrelativismus durch Lücken in der Faktenbasis
- Demokratie-Destabilisierung durch Desinformationskampagnen
Langfristig kann durch Filterblasen also das demokratische System gefährdet werden, wenn Bürger nicht mehr auf Basis derselben Tatsachen diskutieren.
Filterblasen erkennen und vermeiden
Für Nutzer ist es gar nicht so einfach, die Gefahren gefilterter Informationen zu erkennen. Im Gegenteil: Oft haben personalisierte Ergebnisse den Vorteil, besser zum Informationsbedürfnis zu passen.
Filterblasen lassen sich aber z.B. an diesen Merkmalen identifizieren:
- Meinungsblase in Diskussionen: Andere Sichtweisen kommen nicht mehr vor
- Empfehlungen von Freunden weichen stark vom eigenen Feed ab
- Faktenchecks stellen Behauptungen aus der Timeline als falsch heraus
- Suchen nach alternativen Positionen zu eigenen Meinungen liefern keine Ergebnisse
- Bestimmte politischen Positionen werden nie oder fast immer gezeigt
Um der Gefahr von Filterblasen aktiv entgegenzuwirken gibt es mehrere Möglichkeiten:
- Regelmäßiger Wechsel der genutzten Medien und Plattformen
- Gezielte Diversifikation statt Nutzung weniger Quellen
- Konsum auch abseitiger Inhalte, die der eigenen Position widersprechen
- Faktenbezug hinterfragen und Nachprüfen von Behauptungen
- Logout aus personalisierten Diensten um Sprektrum zu sehen
- Austausch der Informationsblasen im realen Dialog
Wer verschiedene Sichtweisen konsumiert, Interaktionen divers gestaltet und Inhalte hinterfragt, kann sich vor einer allzu großen Beeinflussung durch Algorithmen schützen.
Algorithmen reformieren
Neben Eigenverantwortung der User kann auch auf Seite der Plattformen gegengesteuert werden. Eine Reform der zugrunde liegenden Algorithmen ist möglich in Richtung:
- Weniger Personalisierung
- Mehr Diversität der Inhalte
- Transparenz bei Kuratierung
- Ethikkodex für Software-Entwickler
- Stärkere Kontrolle durch Audit-Instanzen
- Regulatorische Vorgaben bezüglich Informationsvielfalt
So ließe sich zwar keine völlige Objektivität herstellen, wohl aber Extreme vermeiden und mehr Meinungspluralität sicherstellen.
Fazit
Filterblasen sind eine Gefahr personalisierter Algorithmen, welche die Welt immer eindimensionaler erscheinen lassen. Sie bergen Risiken bis hin zur Destabilisierung demokratischer Willensbildung durch Verlust eines gemeinsamen Faktenfundaments.
Durch mehr Medienvielfalt, ein heterogenes Nutzungsverhalten sowie kritische Reflexion kann der Gefahr filterbedingter Manipulation entgegengewirkt werden. Mittelfristig sind aber auch Reformen der Plattformen nötig, um mehr Diversität und Transparenz ihrer Software zu schaffen.
Gesellschaft wie Individuum sind gleichermaßen gefordert, Verengungen des Informationskonsums zu erkennen und aufzubrechen. Nur so kann langfristig Meinungs- und Handlungsfreiheit unter den Bedingungen des digitalen Wandels erhalten bleiben.
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